Dachs & Myotis / Kampagne 4a

 

Versuch des Nachweises eines weiteren Quartiers von in Höhlen überwinternden Fledermäusen (Myotis-Arten)


Europäischer Dachs  (Meles meles /Bild von BadgerHero)
Europäischer Dachs (Meles meles /Bild von BadgerHero)

 Bei diversen Begehungen wurden am Kagelsberg in einem Areal von ca. 300m Durchmesser 30 Dachsbau-Einfahrten gezählt, von denen einige nicht mehr genutzt werden. 19 davon bilden ein nördl. Cluster auf einer Länge von ca. 70m. In den 2013 sehr verspäteten ersten frostfreien Abenden des Frühjahres mit über 5°C und anfangs noch unter 10°C (6., 8., 11. ,14. & 16.4.) wurden hier mehrfach in Höhlen überwinternde Fledermäuse (Myotis) detektiert.  s.u.

Da aber am am Abend des 6.4. nach einem der ersten warmen Tage am Kalkberg ein zuvor noch nie dokumentierter Massenabflug von ca. 3000 Fledermäusen stattgefunden hat, ist dieser Befund nur bedingt aussagekräftig. Zu verzeichnen war am Kagelsberg, und zwar im Verlauf Stipsdorfer Weg, ein fragliches Detektierungsereignis (Flugschneise?), sieben weitere, sicher als Myotis zu identifizierende in Nähe zum nördlichen, auf etwa 40m üNN gelegenen Cluster von Dachs-Einfahrten und damit in unmittelbarer Nähe zum Ufer des Klüthsee (Flugschneise/Jagdrevier) und eines am westl. Waldrand (Flugschneise/Jagdrevier).

 

Jedoch wurden am 11., 14. & 16.4.2013 auch jeweils ein Myotis-Anflug im Waldinnern in Nähe der `oberen Dachseinfahrten` (bei etwa 55m üNN) detektiert, was zunächst der Möglichkeit Raum bietet, dass vor Ort ein Überwinterungsquartier sein könnte. Eine jüngst, am 29.8.13 durchgeführte Untersuchung (s.u.) relativiert und entkräftet diesen Verdacht jedoch wieder. Bei Netzfängen in der spätsommerlichen Schwärmphase sowohl am nördlichen, unteren als auch am südlichen, oberen Cluster wurden zwischen 20:30 und 0:00 lediglich zwei potentiell höhlenüberwinternde Fledermäuse (eine Bechsteinfledermaus und ein Braunes Langohr) gefangen. Von einem ausgeprägten Schwärmen in unmittelbarer Nähe der Dachsburg kann demnach nicht die Rede sein. Wenn also an einer oder mehreren Dachsbau-Einfahrten tatsächlich ein Durchgang zu einem potentiellen, unterirdischen Überwinterungsquartier existieren sollte, dann wird dieses keine individuenreiche Population beherbergen. Man kann natürlich weiterhin vermuten, dass die Dachse durch ein Absammeln der sich in den Gängen ihres Baues krabbelnd fortbewegenden Fledermäuse den Aufbau einer zahlenstarken Überwinterungspopulation verhindern.

 

Man beachte in der Zusammenschau (unten) die räumlichen Relationen von Kalkberghöhle und `Kleiner Segeberger See` zum postglazialen Seeufer und die am Kagelsberg zu findenden Ähnlichkeiten.

 

  Die (wahrscheinlich weit mehr als) 30 Dachs-Einfahrten sind in zwei ca. 50m und 70m durchmessenden, etwa 200m voneinander entfernten Hauptclustern jeweils auf den Höhenlinien 38-45m und 50-60m angelegt. Es kann sich also, eine unterirdische Verbindung der beiden Cluster vorausgesetzt, bei großen Temperaturunterschieden von Bodenluft zur Frischluft eine Schwerkraft bedingte, thermische Luftströmung entlang der Verbindungsgänge obere zu untere Einfahrten einstellen. Diese gilt es durch präzise Temperatur- und Luftfeuchte-Messungen zu ermitteln. Unter der Annahme, dass es Dachsen möglich ist im Rahmen ihres Baues eine Karsthöhle zu erschließen, hätte man bei Nachweis markant erhöhter Radioaktivität der ausströmenden Luft (Alphastrahlung durch Radon-Zerfall: im Sommer an den unteren Einfahrten, im Winter an den oberen Einfahrten) einen ersten, ernst zu nehmenden Hinweis auf eine Verbindung zum tiefen Untergrund und somit einem vadosen Karsthöhlen-Abschnitt oder auf ein trocken gefallenes Kluftspaltensystem.


Auch sollte es nach Ermittlung eines Strömungsregimes vielleicht möglich sein, gezielt entnommene Luftproben auf die geogenen Gase He, Rn, CO2, CH4, N2 u. H2S hin zu untersuchen, deren Vorhandensein und Konzentration ggfs. eine Verbindung zum tiefen Untergrund nachweisen würde.

 

Bei einem ersten Durchlauf am 2.8.13 konnten am nördlichen /unteren Cluster von Dachseinfahrten bei hohen Außentemperaturen `ausziehende Wetter` mit erhöhten Polonium218-Werten (kurzlebiges, radioaktives Folgeprodukt des Radon-Zerfalls /Alphastrahler) ermittelt werden. Am oberen Cluster waren tatsächlich `einziehende Wetter` festzustellen (siehe: Kampagne 4b: ausziehende Wetter transportieren Rn+Po218).

  

Eine Untersuchung des Areals mit einer Thermokamera bei kalter Witterung (so ein Vorschlag von Dr. Gabriele Berberich) kann ebenfalls weitere Erkenntnisse liefern.

 

 

Bei Forstarbeiten im Frühjahr 2014 wurde ein großer Teil der nördlich am Kagelsberg und zum Klüthsee hin gelegenen Dachsburg exakt im interessantesten Bereich (D1m bis D1un, siehe Kampagne 4b) durch mehrmaliges Überfahren mit einem Holzernter (Harvester) zum Einsturz gebracht und somit für anschließende Untersuchungen vorerst unbrauchbar gemacht. Allerdings gibt es bereits eine neue Idee und ich arbeite gerade an einen weiteren Ansatz zu der Frage, wie es unter dem Kagelsberg mit seinen Dachsburgen wohl aussieht...

 

 

 

Legende:

Die Dachs-Einfahrten sind durch blaue Ortsmarken +"D" gekennzeichnet ("F" steht für `Fuchs`).

Grüne Ortsmarken zeigen RWA-Nester.

Die gelben Linien zeigen den Randbereich der Hochlage des Salzstocks an. Die grüne Linie zeichnet die Hauptstörung des präquartären Untergrundes nach [Karte des präquartären Untegrundes SH 1:200.000].

Die roten Linien markieren die per Google Earth und in den topografischen Karten des `Landwirtschafts- u. Umweltatlas SH` und Gewässertiefen-Karten (LLUR), sowie zahlreich auch vor Ort gefundenen Gelände-Depressionen: Erdfälle, Dolinen, Subrosionszonen (aber auch Sölle, Mergelkuhlen, Schönungsgräben, Regenrückhaltebecken etc.). Mit `Kreis` gekennzeichnet sind sowohl die vom Geologischen Landesamt SH (LLUR) bestätigten als auch die von mir gemutmaßten großen bis kleinste Erdfälle u. Dolinen, sowie markante Subrosions-Senken. `Stern` kennzeichnet die prominentesten Geländekuppen. `Dreieck` zeigt Quellen u. Quellbereiche. Die blaue Linie zeichnet den Verlauf der Trave nach. Die hellblauen Linien stehen für Entwässerungsgräben, Bäche und Kleingewässer. Linien in pink und violett zeichnen die Ränder von sumpfigen Bereichen nach.


Dachsburg am Kagelsberg
Dachsburg am Kagelsberg

 

 

Fledermausdetektierung April 2013:

 

2.4.13

Diverse Anflüge am Kalkberg, Nähe Höhleneingang um 21:45 (Batlogger, Projekt 1)

-

Batlogger (Projekt 1)

20:30 (4°C) bis 21:45 (2°C)

Moosberg (w.u.) :  / Kagelsberg (Rundgang Ostseite): /Quaaler Tannen (Ostseite, Nähe Dorfstr., Nähe Am Holt) :  jeweils 0 Anflüge

 

6.4.13

Zahlreiche  Anflüge am Kalkberg, Nähe Höhleneingang um 23:00 (Batlogger, Projekt 3)

etwa 3000 offiziell dokumentierte Abflüge von der Kalkberghöhle an diesem Datum !

-

Batlogger (Projekt 3)

20:00 (7°C) bis 23:00 (6°C)

Kagelsberg (Rundgang Osthälfte) am Stipsdorfer Weg (B=53°57'14.56"N / L=10°21'30.35"E):  

21:13 1 Anflug Myotis Brandtii (Große Bartfledermaus) od. Myotis Dasycneme (Teichfledermaus) od. Pipistrellus Nathusii (Rauhautfledermaus)

&

Moosberg  (B=53°56'44.45"N / L=10°20'38.05"E): 22:38  1 Anflug Pipistrellus Pipistrellus (Zwergfledermaus) od. Myotis Brandtii (Gr.Bartfledermaus)

&

AnabatII

20:00 (7°C) bis 0:00 (4?°C)

Kalkkuhlen Fuchsbau (B=53°56'58.25"N / L=10°20'32.15"E), (Anabat 1, Sensitivity 7,5) : um 21:43,44,48,22:09,15,30,51,51  8 Anflüge Myotis Nattereri (Fransenfledermaus)  ?-Signal schwach

&

20:00 bis 0:00

Apfelgarten-Dachsbau (B =53°56'54.38"N / L =10°20'43.75"E),(Anabat 2, Sensitivity 7 ) : 0 Anflüge

?-od. kein Ergebnis wg. Defekt?

 

7.4.13

Batlogger (Projekt 4)

20:40 (5°) bis 21:40 (3°C) 

Moosberg (w.o.): um 21:30  1 Pipistrellus Pipistrellus (Zwergfledermaus) od. Myotis Brandtii (Gr.Bartfledermaus)

&

Anabat II (anderes Gerät, s.o.)

20:30 (5°C) bis 0:00 (2,6°C)

Apfelgarten-Dachsbau (Sens. 8): 0 Anflüge

   

8.4.13

Anabat II

21:00 (6°C) bis 1:00 (4°C)

Kagelsberg Dachsburg untere Einfahrten (B=53°57'27.49"N / L=10°21'3.83"E / H= ~ 40m üNN): um 21:18,57,22:11,17

4 Anflüge Myotis Nattereri (Fransenfledermaus)  ?-Signal schwach u. undeutlich!

 

9.4.13

Batlogger (Projekt 5)

21:30 bis 1:00

Kagelsberg Dachsburg obere Einfahrten (B=53°57'21.41"N / L=10°21'8.91"E / H=~55m üNN): um 0:21 (8°C) 

1 Anflug Plecotus Auritus (Braunes Langohr)

&

Kagelsberg, westl. Waldrand (B=53°57'16.66"N / L=10°20'54.60"E): ca. 22:45 bis 23:00  5 Anflüge (Arten unbestimmt, akustisch detektiert mit AnabatII)

 

11.4.13

Batlogger (Projekt 7)

22:36 (10°C) bis 0:15 (10°C)

Kagelsberg Dachsburg untere Einfahrten (ca. 10 Min. vor Ort _B=53°57'27.49"N / L=10°21'3.83"E):

22:47  1 Anflug Myotis Bechsteinii od. ~Brandtii od.  ~Dasycneme (Teichfledermaus) od. ~Nattereri (Fransenfledermaus), 22:54  1 Anflug Myotis Nattereri,

&

22:59 (bei B=53.955898° / L=10.350579°22:59 / H= ~ 40m üNN, Entfernung zu `untere Einfahrten` 200m nach SSW und zu `obere Einfahrten` 140m nach W)  1 Anflug Myotis Bechsteinii od. ~Brandtii od. ~Nattereri  [hier eine einzelne Einfahrt vorhanden!]

&

23:15 bis 23:30 (10°)

Moosberg Fuchsbau: 0 Anflüge

&

23:43 bis 23:49 (11°C)

Kalkberg, Nähe Höhleneingang :

zahlreiche, per Schallbild nicht eindeutig bestimmbare Anflüge von verschiedenen Myotis und Pipistrellus, Eptesicus Serotinus (Breitflügelfledermaus), Kleiner /Großer Abendsegler (Nyctalus Leisleri / ~ Noctula), Vespertilio Murinus (Zweifarbfledermaus)

sicherMyotis Dasycneme (Teichfledermaus), Plecotus Auritus (Braunes Langohr), Vespertilio Murinus (Zweifarbfledermaus)

gesamt: 32 Anflüge in 6 Min.

&

0:06 bis 0:15 (10°)

Kleiner Segeberger See (Nähe Kleine Seestraße, 190m Entfernung zum Höhleneingang): 0 Anflüge

   

14.4.13

Batlogger (Projekt 8)

20:37 (15°C) bis 0:57 (14°C)

Kagelsberg Dachsbauten (Wald /Westseite)

34 Anflüge von diversen Myotis od. Pipistrellus;

davon 5 Anflüge Pipistrellus eindeutig.

&

2 Anflüge Myotis Daubentonii od. Mystacinus od. Nattereri (Wasserfledermaus, Kleine Bartfledermaus, Fransenfledermaus) um 21:02 eindeutig

bzw. Myotis Alcathoe od. Emerginatus (Nymphenfledermaus, Wimperfledermaus)  um 23:12.

&

0:46 am westl. Waldrand 1 Anflug Myotis Nattereri od. Plecotus Auritus (Braunes Langohr)

 

15.4.13

Batlogger (Projekt 9)

ca. 21:00 bis 22:00 (14°C)

Moosberg Dachsbauten

21:39 1 Anflug Myotis Bechsteinii od. Branditii od. Nattereri (Bechsteinfledermaus, Große Bartfledermaus, Fransenfledermaus)

 

16.4.13

Batlogger (Projekt 10)

21:30 (14°C) bis 23:00 (12°C)

Kagelsberg Dachsbauten (Wald /von Nordseite nach westl. von Mitte)

21:37 bis 22:39

3 Anflüge Myotis od. Pipistrellus

4 Anflüge Pipistrellus, eindeutig

1 Anflug Myotis Emarginatus (Wimperfledermaus) /Signal schwach

&

Großer Segeberger See ( Nordseite) bei Badestelle Klein Rönnau, Stipsdorfer Weg

22:53 bis 23:00

4 Anflüge Myotis od. Pipistrellus

1 Anflug Pipistrellus eindeutig

2 Anflüge Myotis Daubentonii od. Mystacinus (Wasserfledermaus / Kleine Bartfledermaus)

 

 

(Zeitangaben beziehen sich auf MESZ / Die Auswertung der Sonogramme erfolgte unter Verwendung der Software `BatExplorer` Version 1.7.1 der Firma `Elekon`. Florian Gloza-Rausch, Diplom-Biologe und Fledermaus-Fachmann, hat mir bei der Auswertung beratend zu Seite gestanden.)

 

mit Batlogger (Fledermausdetektor) am Moosberg
mit Batlogger (Fledermausdetektor) am Moosberg
Fangnetze jeweils hangparallel L=11m, H=2,4m
Fangnetze jeweils hangparallel L=11m, H=2,4m

 

Netzfänge am 29.08.2013, Kagelsberg (Wald) von 20:30 bis 24Uhr

 

Luftdruck zwischen 1018 u. 1019mb 4x alternierend, Temp. von 16,5°C auf ca. 15°C fallend und rel. Luftfeuchte von 70% auf ca. 80% steigend (1m üG)

 

4 Fänge zwischen 23:00 und 23:30

 

Netz 1

nördliches, unteres Dachseinfahrten-Cluster (D1), Entfernung Seeufer Klüthsee 100m (nach Nord) bei  B= 53.957549° L= 10.351018°, 44m üNN

 

Pipistrellus Nathusii / Rauhautfledermaus

adultes Weibchen, 11g, Unterarm 43mm, 5.Finger 51mm

 

Myotis Bechsteinii / Bechsteinfledermaus

adultes Weibchen, 9g, Unterarm 58mm

 

Plecotus Auritus / Braunes Langohr

adultes Weibchen, 7,5g , Unterarm 50mm,

 

&

Netz 2

südliches, oberes Dachseinfahrten-Cluster (D2), Entfernung westl. Waldrand 250m

bei B= 53.955982° L= 10.352292°, 48m üNN

 

Pipistrellus Pygmaeus / Mückenfledermaus

adultes Weibchen, 5,5g , Unterarm 40mm

 


(durchgeführt und ausgewertet von Florian Gloza-Rausch)

 

 

Plecotus Auritus / Braunes Langohr, adultes Weibchen
Plecotus Auritus / Braunes Langohr, adultes Weibchen
Braunes Langohr
Braunes Langohr
Plecotus Auritus / Braunes Langohr
Plecotus Auritus / Braunes Langohr